Erlangen – In der Neuauflage des Erlanger Stadtderbys teilen sich beide Mannschaften nach einem wahnsinnig geilen Spiel am Ende die Punkte und machen ordentlich Lust auf das Rückspiel im Februar 2019. Was soll man denn schreiben? Die Geschichte der Vereine und ihrer Spieler und das Thema Konkurrenzkampf wurden schon weitgehend ausgeschlachtet in den letzten Jahren und doch liest man dieselben Zeilen immer wieder aufs Neue. Oftmals hatte man sich schon in der altehrwürdigen Karl-Heinz-Hiersemann-Halle ins Duell begeben und die Fans begeistert. Aber so ein intensives und spannendes Spiel wie am vergangenen Samstag hatte wohl noch keiner gesehen und ebenso wenig erwartet.
Wohl das einzige Spiel in der Liga mit dem geringsten Überraschungscharakter hielt genau das, was es versprach, nämlich Klarheit. Beide Teams kennen sich mit Ausnahme von ein, zwei Neuzugängen seit Jahren bestens. Man verbringt auch abseits des Handballsports Zeit miteinander, trainiert in derselben Halle, oftmals direkt nacheinander und kennt sein Gegenüber beinahe auswendig. Die Prestigeträchtigkeit des Derbys trug darüber hinaus dazu bei, dass man sich noch akribischer auf den Gegner vorbereitete. Es ging darum den eigenen Vorteil so weit wie möglich zu maximieren.
Überraschen konnte man sich also kaum noch
Die Rollen vorher waren klar verteilt: der Vizemeister des Vorjahres gegen den Aufsteiger aus der Bayernliga. Gespickt mit einigen Spielern, die bereits beim HC Erlangen Bundesligaluft schnuppern durften, bot das Juniorenteam des HC Erlangen einen respektheischenden Eindruck und hatte die Favoritenrolle inne. Aber wie der DFB Pokal, so hat auch das Derby seine eigenen Regeln und die Karten werden vorher jedes Mal neu gemischt. So waren alle Zuschauer und Fans vorher sehr gespannt und wollten dieses Spektakel keinesfalls missen müssen.

DERBY-TIME: HC Erlangen II vs. TV 1861 Erlangen-Bruck 2018. © Ulf Thaler
Gefühlt halb Erlangen fand den Weg in die Halle, also wenn Erlangen 3.600 Einwohner hätte … Die Kulisse war schlicht atemberaubend und es war angerichtet, worauf sich alle so lange gefreut hatten: Ein Derby der ganz besonderen Sorte mit zwei Mannschaften aus derselben Stadt, was es sonst nirgendwo in der 3. Handball-Liga oder auch darüber hinaus zu finden gibt.
So it begins …
Brooklyn United folgte der Prämisse geschlossen aufzutreten und sich so teuer wie möglich zu verkaufen gegen den anscheinend favorisierten Kontrahenten. Man wollte dem Gegner so lange wie möglich Paroli bieten und alles entgegenwerfen, was man aufzubieten hatte. Steffan Meyer ließ mit einem ganz untypisch für ihn knalligen Schlagwurf das Hallendach unter dem Brucker Fanblock erstmals erzittern und sorgte prompt für die Führung des TV 1861 Erlangen-Bruck. Mal eben „copy and paste“ auf der Tastatur gedrückt legte er im nächsten Angriff direkt nach und zeigte allen Beteiligten, dass sich die „Gäste“ hier auf keinen Fall verstecken würden.
Die Anfangsphase wurde dominiert von zwei starken Abwehrreihen mit grandiosen Torhütern und wohl der Nervosität geschuldet einigen technischen Fehlern. Lediglich zwölf Tore fielen in den ersten 20 Minuten der Partie und dementsprechend wurde klar, dass jede einzelne Aktion an diesem Tage über Sieg und Niederlage entscheiden würde. Viele Unterbrechungen des Spiels durch Strafwürfe oder Wischereinsätze taten der Spannung des Spiels keinen Abbruch und gaben allen Akteuren und Fans willkommene Atempausen während des brisanten Spielverlaufs.

TV 1861 Erlangen-Bruck – Philipp Hirning #05 (links) mit viel Tatkraft im Kombinationsspiel mit Sebastian Duscher #22 (2. v. rechts).© Ulf Thaler
Grandiose Torhüter
Die angesprochenen Strafwürfe konnte Brooklyn United leider nur teilweise verwerten und scheiterte ganze vier Mal am Erlanger Schlussmann Michael Haßferter. Doch auch die Brucker hatten einen glänzend aufgelegten Keeper in ihren Reihen und Lars Goebel erwischte einen Sahnetag, an dem er einige Male grandios parierte und seinem Gegenüber absolut in nichts nachstand. Man befand sich mit dem Gegner mal wieder auf – nein ich werde nicht schon wieder Augenhöhe schreiben, keine Angst – vergleichbarem Niveau und fand sich mitten in einer hart umkämpften Partie wieder, wo sich keine Mannschaft absetzen konnte. In den letzten zwei Minuten vor Ende der ersten Halbzeit konnte Brooklyn United drei Treffer in Folge markieren und so mit 11:8 zur Überraschung vieler erhobenen Hauptes in die Pause gehen, dass hatten wohl die wenigsten erwartet.
Der Spielstand pendelte sich ein
Im Wissen, dass diese Führung keineswegs etwas bedeutete und man noch 30 Minuten Blut, Schweiß und Tränen vor sich hatte, ging man ruhig und überlegt an die restliche Spielzeit heran. Man konnte die Führung zwar nicht halten, doch der Spielstand pendelte sich nach einiger Zeit wieder bei einem Unentschieden ein. Im Angriff wütete Philipp Hirning eifrig in den Reihen der Gegner und durchbrach ein ums andere Mal das HC-Abwehrbollwerk. Auf der Gegenseite agierte der Innenblock um Claudio Schneck geschlossen und ließ kaum Würfe aus dem Nahbereich zu. Lediglich Ex-Brucker Luca Wenzel schaffte es, mit einigen Aktionen sich durchzusetzen, und so sein Team mit Toren zu unterstützen.

TV 1861 Erlangen-Bruck – Grandiose Torhüter – Lars Goebel #12 erlebte mit Steffan Meyer #03 einen „Derby-Sahnetag“. © Ulf Thaler
Auf Messers Schneide befand sich der Kampf und das Spiel drohte erstmals zugunsten des HC Erlangens zu kippen, als dieser mit 17:15 (49. Minute) in Führung ging und Hirning sich nach seiner dritten Zeitstrafe das Spielgeschehen von der Tribüne aus verfolgen musste. Doch wer jetzt gedacht hätte Erlangen-Bruck würde zusammenbrechen und in Unterzahl endgültig das Spiel hergeben, der hatte sich geschnitten.
Ende Gelände
Vor allem Sebastian Duscher tat sich in dieser Phase der Partie hervor und überzeugte mit seinen Zweikampfqualitäten. Er brachte letztendlich wenige Minuten vor Schluss Brooklyn United wieder in Front und zwang Erlangens Coach Wannenmacher zur Auszeit. Als sich die Partie dem Ende entgegen neigte, kam der HC Erlangen noch einmal in den Genuss einer Überzahlsituation, die durch Publikumsliebling Marwin Wunder erfolgreich ausgespielt werden konnte. Dies sollte allerdings der letzte Treffer der Partie gewesen sein, denn die letzten zwei Minuten fand der Ball nicht mehr den Weg in irgendein Tor. 20:20 Ende im Gelände.
Grandiose Auswärtsfans
In den ersten Momenten nach Spielende wusste keiner so richtig wer sich jetzt freuen und wer betrübt sein sollte. Gemischte Gefühle auf beiden Seiten. Der HC Erlangen II war seiner Favoritenrolle nicht ganz gerecht geworden, hatte aber am Ende sich doch noch einen Punkt erkämpfen können. Brooklyn United erweckte beinahe den Eindruck, dass man einen Punkt verloren hatte. Da man ja von Zeit zu Zeit geführt hatte, doch das Spiel, entschieden von vielen Kleinigkeiten, hätte auch ganz anders ausgehen können. Am Ende können beide Mannschaften ganz gut mit dem Ergebnis leben und bewahrten den Erlanger Frieden bis spät in die Nacht hinein. Brooklyn United bedankt sich bei seinen grandiosen Auswärtsfans, die zahlenmäßig zwar in der Unterzahl waren, doch akustisch dem Rest der Halle in nichts nachstanden! Das Derby hatte am Ende alles gehalten, was es an Brisanz und Kampf versprochen hatte. Was für eine geile Show, bitte mehr davon! Augenhöhe (verdammt …)
VORAN UNITED!
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TV 1861 Erlangen-Bruck // Brooklyn United: Goebel, Naglik; Meyer (6/2), Hirning (3), Duscher (3), Eichhorn (2), Kohler (2), Hümpfer (2), Mignon (1), Mangen (1), Mücke, Völcker, Schneck, Wolf, Ochs, Härtl.
Zuschauer: 1.350
Schiedsrichter: Markus Fähnle und Jörg Schulle
Statistik: SIS Handball
Quelle/Author: Brooklyn United Handball // Moritz Mücke
Fotos: © Ulf Thaler
Brooklyn United Handballmagazin – Voran United

Ausgabe #01 2018 © Made With Kauri Spirit
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