Coburg – Wie schnell sich doch die Stimmung und Gefühlslage ändern kann, Beispiel gefällig? Sehr gerne! Wir schreiben den Dezember im weit vergangenen Jahre 2019. Brooklyn United setzt sich bei den letzten drei Spielen des Jahres das Ziel, sechs Punkte mitzunehmen. Die Gegner kommen teilweise aus dem tiefsten Tabellenkeller der Bayernliga und somit scheint das alles andere als ein gordischer Knoten für die Erlanger Handballer zu sein. Doch kurz zusammengefasst überzeugten die Franken in keiner der drei Partien und konnten nur magere drei Punkte mitnehmen. Von Spiel zu Spiel war ein unerklärlicher Leistungsabfall zu erkennen, was am Ende in einer doch eher peinlichen Vorstellung beim TSV Lohr und gleichzeitig einer saftigen Niederlage endete.
Jeder Spieler, Trainer und Fan musste danach die vielseitig gestellte Frage „Was ist denn los bei euch?“ beantworten. Über weit mehr als ein „Puh … schwierig, keine Ahnung“ kam man meistens nicht hinaus, wenn man sein Gegenüber nicht mit unverständlichen Einzelheiten aus dem Fachgebiet Team-Handball behelligen wollte. Die Köpfe hingen ungefähr auf Hüfthöhe tief und man war froh, dass Weihnachten mit einer Pause vor der Tür stand. Irgendwie hatte die Mannschaft den Spaß am Spiel verloren, was vor allem von der Zuschauertribüne aus deutlich zu erkennen war.
Man wollte also ein klares Zeichen setzen und den attraktiven, schnellen Brucker Handball wieder ausbuddeln, bevor die Rückrunde beginnt. Allerdings suchte man sich dafür das schwere Auswärtsspiel gegen den Mitabsteiger aus der 3. Liga, nämlich im allzu bekannten Coburg. Wie von Philipp Hirning, welcher kurzweilig nach seinem verlorenen Kreuzband (wir berichteten) zu einer Art Co-Trainer mutierte, vorher in der Kabine plädiert, ging es bei diesem Spiel nicht unbedingt um einen Sieg, sondern darum die großen Brucker Stärken wie mannschaftliche Geschlossenheit und Attraktivität (sportlich, nicht äußerlich) zu zeigen.
Hochmotiviert in die Coburger Halle
Man wollte allen zeigen, dass man sich gegen den „Abwärtstrend“ stemmte und doch noch das Abrufen konnte, was in einem steckt. So betraten alle Mannen hoch motiviert das Feld der altbekannten Coburger Halle. Da die Zuschauerzahlen im letzten Jahr vermutlich nicht die Belegung der HUK Coburg Arena gerechtfertigt hatten, zogen die Oberfranken an alte Wirkungsstätte zurück und somit blieb auch den Bruckern ein tristes Geisterspiel wie letzte Saison erspart. Besser so!

Der bereits erwähnte Christian Eichhorn biss die schmerzenden Zähne zusammen und flitzte ein ums andere Mal so schnell über die Platte, dass der Gegner gar nicht mehr mitkam. © Harald Sippel
Mit dem Vorsatz, über eine gefestigte Abwehr in ein schnelles Umschaltspiel überzugehen, rührten die Brucker den so häufig zitierten Beton an und schafften es auch diesen Stück für Stück in der Defensive Festzumauern. So ließ man bis Minute neun lediglich einen Treffer der wurfgewaltigen Coburger zu, welche mit ihrem Protagonisten Andi Wolf den viertbesten Angriff der Liga darstellen. Es wurde gut verschoben, zusammengearbeitet und wenn nötig wurde ein deplatzierter Mitspieler auch mal sanft mit beiden Armen in die richtige Richtung geschubst. Nach der ersten Führung durch Christian Eichhorn per Strafwurf festigten die Brucker mal mehr mal weniger ihre Führung und rissen das Zepter im Spiel an sich.
Mit Tempo durch Oberfranken
Die Mittelfranken gaben durchgehend das Tempo vor und die Heimmannschaft musste sich gezwungenermaßen anpassen. Man setzte die Vorgabe mit einem schnellen Umschaltspiel in der ersten Hälfte einwandfrei um und vor allem der bereits erwähnte Eichhorn biss die schmerzenden Zähne zusammen und flitzte ein ums andere Mal so schnell über die Platte, dass der Gegner gar nicht mehr mitkam. Ebenfalls erfreulich für ihn war, dass die Außenspieler an diesem Tag auch einmal Teil des Spielgeschehens sein durften, was sein Torekonto am Ende freute und er blieb aus dem Feld bei 100 Prozent.
In der betonierten Defensive überzeugte vor allem der Innenblock, der den Ton angab und mit seinen Halbverteidigern zusammen zahlreiche Bälle blockte. Der angesprochene Wolf blieb bei zahlreichen Versuchen aus dem Rückraum bei einer eher ernüchternden Wurfquote, was ihn zwar weniger freute, die Brucker aber umso mehr. Und wenn der Ball doch einmal den Weg an dem dichten Geäst der Brucker Arme hindurch fand, stand Torhüter Philippe Golla mal wieder auf seinem Posten und konnte beim 6:10 seinen ersten Treffer in der Bayernliga durch einen Wurf in Slow Motion über das gesamte Feld feiern. Diesen Vorsprung konnte man bis zum Halbzeitpfiff halten und so verschwanden die Handballer an diesem Sonntag beim Stande von 12:16 in die Kabinen.
Kartenhaus nein danke
Jetzt bloß nicht wieder nachlassen und die starke erste Halbzeit wegschmeißen. Man hatte schon einmal in Waldbüttelbrunn eine phänomenale erste Spielhälfte absolviert und war dann in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Dies galt es ganz klar zu verhindern. Zu Beginn gelang dies auch, aber durch eine doppelte Unterzahlsituation gehemmt schmolz der Vorsprung auf lediglich ein kleines Törchen. Die Brucker schöpften ihr komplettes Wechselkontingent aus und brachten alle Spieler von der Bank, wodurch das schnelle Spiel nach vorne etwas ins Stocken geriet und man nicht mehr über leichte Gegenstoßtore zum Erfolg kam. Allerdings präsentierte sich Urlauber Jörn Marks in starker Form und lenkte das Brucker Angriffsspiel mit Verstand. Die beiden Herren in Blau zeigten eine durchgehend solide Leistung, wollten in der zweiten Halbzeit jedoch vermutlich schnell nach Hause und verkürzten die Angriffszeit der Spieler auf dem Feld auf ein Minimum.

Auch der Urlauber Jörn Marks präsentierte sich in starker Form und lenkte das Brucker Angriffsspiel mit Verstand. © Harald Sippel
Nach anfänglichen Problemen passte sich Brooklyn United gut an diese Linie an und kamen druckvoll immer wieder schnell zum Torerfolg. Hier tat sich neben dem angesprochenen Jörn Marks vor allem Christopher Härtl hervor, der neben seinen sechs Treffern auch zahlreiche Anspiele an die Kreisläufer gegen seinen ehemaligen Verein beisteuerte. Allgemein leistete jeder seinen Beitrag, auch Valentin Naglik, der einen ganz wichtigen Strafwurf parieren konnte, der bei dem knappen Ergebnis am Ende vielleicht den Unterschied gemacht hatte. Einmal noch gelang es den Coburgern, auf ein Tor heranzukommen, doch am Ende behielten die Brucker den klareren Kopf und fuhren den ersten Auswärtssieg im neuen Jahr knapp, aber verdient nach Hause.
Nicht so geplant
Man konnte einem direkten Konkurrenten im oberen Tabellendrittel zwei Punkte abluchsen und fügte diesem nebenbei auch die erste Heimniederlage der Saison bei. Mit 28:29 wurde das Spiel beendet und frenetisch feierte man sich noch einige Minuten auf dem Spielfeld. Nicht so geplant, aber genau deswegen umso geiler!
Alle wieder glücklich? Alle wieder glücklich! So schnell kann’s gehen mit den Gefühlen. Die vergangenen Spiele sind abgehakt und man kann so den folgenden Auswärtsspielen wieder etwas positiver entgegenblicken, da man deutlich bewiesen hat, dass man es sehr wohl noch draufhat. Am Ende war neben dem vielleicht nicht eingeplanten Sieg, die geschlossene Mannschaftsleistung und der Spaß am Spiel in den Brucker Reihen wieder zu finden und das ist ja letzten Endes der Grund, warum man diesen Sport so bei Brooklyn United auslebt. Nächste Woche geht es zum davongeeilten Tabellenführer nach Landshut, der sich am vergangenen Spieltag gegen die Reserve der Reserve der TG Heidingsfeld mal ordentlich warmgeschossen hatte. Mit Platz fünf ist man bei den aktuellen Gegebenheiten sehr zufrieden und kann so am nächsten Wochenende zum Rückrundenstart entspannt die Reise in den Süden antreten.
Abschließende Worte in Richtung Coburg: Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und den individuell angepassten Kasten Bier. Darüber hinaus wünschen wir den beiden Spielern, die sich ohne Fremdeinwirkung verletzt haben, die besten Genesungswünsche und eine schnelle Rückkehr in den Ligabetrieb! Und wie so oft ein herzliches Dankeschön an die mitgereisten Fans, die uns durchgehend stimmungsmäßig unterstützen!
P.S.: Kennen sie David Copperfield? Oder Uri Geller? Scharlatane im Vergleich zu Moritz Mücke. Sie fragen warum? Wer schafft es denn sonst, vier Tore rein durch Gedankenkontrolle zu erzielen, während er ohne eine einzige Minute Einsatzzeit als Betreuer auf der Bank sitzt? Auch die Unparteiischen waren ratlos und konnten ihm lediglich eine Gelbe Karte zeigen. Seine Erste seit Jahren.
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TV 1861 Erlangen-Bruck // Brooklyn United: Golla (1), Naglik; Eichhorn (9/2), Härtl (6), Marks/Mücke (4), von der Burg (3), Völcker (2), Kessler (2), Scholten (1/1), Schneck (1), Längst, Funke, Kaltenhäuser, Schalk.
Zuschauer: über 110
Schiedsrichter: Wolfgang Balzer und Heiko Schreiner
Quelle/Author: Brooklyn United Handball // Moritz Mücke
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Fotos: © Kauri Spirit – Ulf Thaler